Oliver Zenglein ist einer der beiden Gründer und Managing Director von Crew United, eine Plattform für die professionelle Film- und Fernsehbranche. Im März initiierte er mit seinem Team die Initiative „Filmmakers for Ukraine“, deren Anliegen es ist, ukrainischen Filmschaffenden zu helfen.
Wofür setzt sich die Initiative Filmmakers for Ukraine ein?
Auslöser war natürlich dieser schreckliche Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Und die Tatsache, dass wir Mitarbeiter*innen in Polen, Rumänien und Litauen haben. Plötzlich hatte Crew United gefühlt drei Grenzen zur Ukraine. Und das ganz persönliche Gefühl, dass dieser Krieg eine enorme Auswirkung auf die Zukunft unserer Welt haben wird. Ich rief also meine Mitarbeiterin Irena Gruca-Rozbicka an, die Crew United Polen betreut und außerdem unsere europäischen Pläne koordiniert. Ich fragte sie, ob wir etwas machen sollen. Sie meinte, sie sei schon mittendrin.
Am Montag nach Kriegsbeginn fand das Gründungs-Zoommeeting von Filmmakers for Ukraine statt. Noch am selben Tag wurde die Domain filmmakers-for-ukraine.com gekauft und es wurden Freiwillige zur Programmierung der Website gefunden. Jeden Tag wurden wir mehr Freiwillige aus vielen Ländern Europas, natürlich auch aus der Ukraine. Wir trafen uns jeden Morgen um 9.30 Uhr im Zoom-Raum und verteilten die Aufgaben.
Eine Woche später war die Website fertig und wir begannen mit dem, was wir am besten können: Informationen sammeln, überprüfen und online zugänglich machen. Gerade in den ersten Wochen ging es vor allem darum, den Menschen auf der Flucht Orientierung zu geben und die notwendigen Informationen bereitzustellen. Gleichzeitig veröffentlichten wir eine Mailadresse, über die jede*r sich direkt an uns wenden konnte und immer noch kann. Naheliegend war und ist auch, dass wir allen geflüchteten Filmschaffenden vor und hinter der Kamera mit einem kostenlosen Premium Profil auf Crew United eine digitale Präsenz verschaffen und sie dabei unterstützen, in ihren Jobs Arbeit zu finden:
https://bit.ly/Ukranian_Refugees_Freelancer
https://bit.ly/Ukranian_Refugees_Actors-Actresses
Mit den Wochen erreichten uns immer mehr Nachrichten von Filmschaffenden in der Ukraine, die dringend Hilfe für das Nötigste brauchen und gleichzeitig erhielten wir Anfragen, ob man Filmmakers for Ukraine mit Spenden unterstützen kann. Dazu mussten wir aber erst eine NGO gründen, was ein unerwartet langes und anstrengendes Verfahren war. Seit Mai gibt es nun die gemeinnützige GmbH „Filmmakers for Refugees“. Dadurch es ist uns möglich, Spenden anzunehmen und direkt an bedürftige ukrainische Kolleg*innen zu senden oder Hilfsprojekte zu unterstützen. Für die Entscheidungen über die Verteilung der Gelder wurde ein Komitee eingerichtet:
Filmmakers for Ukraine hat im Juni den Kieser Award des Humanitas-Preises erhalten (der am 9. September in Hollywood überreicht wird) und kann mit Hilfe dieses Preises zehn ukrainische Filmemacher*innen mit Geld und Aufmerksamkeit unterstützen.
Zusammen mit der ARD Degeto hat Filmmakers for Ukraine außerdem das Projekt „Train to Work“ gestartet. Ziel des Projektes ist es, Filmemacher*innen, die die Ukraine wegen des Krieges verlassen mussten, den Einstieg in die deutsche Filmindustrie zu erleichtern.
Ein ganz aktuelles Projekt ist – in Zusammenarbeit mit Pantaflix Technologies – das Angebot einer Charity Screenings Plattform auf unserer Website. Jeden Donnerstag kommen neue Filme aus oder über die Ukraine dazu. Nach dem Motto „Donate and Watch“ können die Zuschauer*innen nicht nur spenden, sondern gleichzeitig vieles über das Land erfahren.
Sind Sie mit dem bisher Erreichten zufrieden? Was muss jetzt noch folgen?
Direkt auf unserer Seite Filmmakers for Ukraine ist seit dem 29. Februar zu lesen:
„We will not stop until the war is over and everyone can return to a free Ukraine“.
Heute, am 22. September, ist der 210. Kriegstag. Nein, wir haben leider keinen Grund, zufrieden zu sein. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht, bei vielen Menschen gerät er entweder schon in Vergessenheit oder sie sehen ihn als Bedrohung ihres Lebensstandards. Wir werden weiter versuchen, unseren Teil beizutragen, Geld zu sammeln und Hilfsprojekte zu entwickeln.
In welcher Form benötigt die Initiative Unterstützung? Wie können sich Interessierte einbringen?
Jeder Euro ist herzlich willkommen. Spenden kann man an das Konto Filmmakers for Refugees – Kreissparkasse – DE02 7025 0150 0029 8605 90 oder per Paypal.
Wie das Geld ausgegeben wird und wer darüber entscheidet, lässt sich auf unserer Komitee-Webseite verfolgen. Und wer sich aktiv beteiligen möchte, schreibt uns am besten eine E-Mail an: mail[at]filmmakers-for-ukraine.com.