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Drei Fragen an Tina Thiele zur Veranstaltung Cast Me In!

Tina Thiele, Gründerin & Herausgeberin von casting-network, Initiatorin von Cast Me In!

Porträtfoto von Tina Thiele, Foto: Steffi Henn
Tina Thiele, Gründerin und Herausgeberin von casting-network sowie Initiatorin von Cast Me In!, Foto: Steffi Henn
Gruppenbild der Teilnehmenden der Veranstaltung CAST ME IN. Mehrere Personen stehend, im Rollstuhl oder auf dem Boden sitzend. Im Hintergrund eine große Fensterwand.
Teilnehmende der Veranstaltung CAST ME IN!, Foto: Cedrick Sprick

Tina Thiele ist Gründerin des Branchenportals casting-network und Initiatorin der Veranstaltung „Cast Me In! – Inklusion und Schauspiel“, über die wir kürzlich schon berichtet haben. Zentrales Anliegen der Anfang Juni im Rahmen des International Film Festival Cologne durchgeführten Veranstaltung war es, Menschen mit Behinderung und Casting-Agenturen sowie andere Entscheiderinnen und Entscheider der Filmbranche in barrierefreier Atmosphäre gezielt zusammenzubringen. Damit durch die Besetzungslisten zukünftiger Filmproduktionen der frische Wind der Inklusion wehen kann.

Wie sind Sie auf die Idee zur Veranstaltung Cast Me In! gekommen?

Beim Thema Inklusion fremdelt die Branche noch ziemlich. In Filmen und Serien sind Menschen mit Behinderung deutlich unterrepräsentiert – und meist werden sie von nicht- behinderten Schauspieler*innen verkörpert.

Um der Sache auf den Grund zu gehen, folgte eine Interviewreihe mit Schauspieler*innen mit Behinderung. Die Bilanz war eher ernüchternd: Bei aller Forderung nach mehr Diversität ist der Bereich Inklusion von Menschen mit Behinderung vor und hinter Kamera sehr rar, denn es gibt sie fast gar nicht.

Diejenigen, die wir zu dem Thema befragten und die in der Branche arbeiten, sind Pioniere auf ihrem Gebiet und wahre Perlen, wie zum Beispiel das Pilotprojekt Glanzstoff – eine Schauspielausbildung für Menschen mit Behinderung in Wuppertal –, das Constantin/RTL Projekt „Weil wir Champions sind“ und allen voran eben die wunderbaren Schauspieler*innen, die vielfach durch Quereinstieg ihre Karriere bestreiten.

Uns war klar, dass auf Worte nun Taten folgen mussten und wir sprachen mit unseren Interviewpartner*innen: Wichtig war uns allen, dass wir keine Quotenveranstaltung machen, sondern ein Event für alle Menschen, die entdeckt oder wiederentdeckt werden wollen – ob behindert oder nicht. Wir wollen ihnen eine Plattform geben, unter dem Motto: „Sehen und gesehen werden.“ 

In Zusammenarbeit mit dem Inklusionsexperten Rolf Emmerich, der das Kulturfestival „Sommerblut“ leitet, setzte ich mit meinem Team die Idee im Rahmen des International Film Festival Cologne (IFFC) um: beide Seiten zusammenzubringen, um sich kennenzulernen.

Erwin Aljukic stand als Schauspieler und Experte der Lebenswelt zur Seite sowie andere Schauspieler*innen mit einer Behinderung. Ebenfalls dazu kam die Schauspielerin Christina Hecke vom Vorstand der Deutschen Fernsehakademie – alle ehrenamtlich.

Wie lautet Ihr Resümee bezüglich der Akzeptanz und der Annahme des Events?

So richtig erfolgreich können wir es erst nennen, wenn wir diese tollen Schauspieler*innen auch auf dem Bildschirm sehen werden mit ihrem Können. Denn es geht nicht nur ums Gesehen werden, wie es eine der Teilnehmer*innen unter Beifall erklärte: Sie wolle nicht mehr hören, was Menschen mit Behinderung angeblich nicht können, das wisse sie selbst. Es solle endlich gesehen werden, was sie alles können.

Der Spielball liegt nun bei der Branche.

Inklusion ist kein „Nice to have“, sondern ein verbrieftes Menschenrecht, ratifiziert im Rahmen der UN-Behindertenrechtskonvention – und es kann uns alle angehen: Ein Großteil der Menschen mit Behinderung in Deutschland hat eine Behinderung erst im Lebensverlauf erworben. Hier würde ich gerne jemanden vom Tag anonym zitieren wollen: „Behinderte Menschen werden aktuell gerne genutzt, um divers zu erscheinen und damit Umsatz zu generieren, während nicht verstanden wird, dass die Branche anfangen muss Geld für Beratung auszugeben. Wenn Repräsentation von behinderten Menschen immer damit verbunden ist, dass Diskriminierung reproduziert wird, kommen wir nicht voran.“
 

Wird es weitere Veranstaltungen dieser Art geben?

Es wird überlegt, das Ganze auch in München, Hamburg und Berlin zu machen. Ob in dieser Form und von uns, ist noch nicht klar. Aktuell spreche ich mit allen Teilnehmer*innen, was nach dem Event noch für sie wichtig wäre. Zum Beispiel ist hier eine befreundete Stiftung im Gespräch, die einen Tag an Schulen geht und Grundschüler*innen ermöglicht, die Welt von Menschen mit einer Seh-, Hör- oder Mobilitätseinschränkung kennen zu lernen. Diese Erfahrung würde ich gerne aufs Kino übertragen.



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